Sybille Hein
• Buch
Geschichten aus dem Leben
Wer hat noch mal das Gerücht in die Welt gesetzt, dass man in der Mitte des Lebens auch in der Mitte von sich selbst angekommen ist?
Ellen setzt den Abgründen ihrer Patienten immer bessere Rezepte entgegen, aber die eigenen werden zu Treibsand unter ihren Füßen. Freddy fragt sich, ob der Umfang ihres Körpers die einzig sichtbare Größe in ihrem Leben ist. Luise verpfuscht ihre Bilderbuchfamilie. Johanna springt.
Und Marianne? Der achtzig Jahre alten Grande Dame dieser Schicksalsgemeinschaft kriechen alte Geister durchs Schlüsselloch.
» In Marianne habe ich mich gleich verliebt.« MARIANA LEKY
Luise ist so eifersüchtig auf das Glück anderer Menschen, dass sie es nicht mal dann ertragen kann, wenn sie es selbst hergestellt hat.
ELLEN
Meine Mutter war ein hutzeliges Nachkriegsweiblein, das direkt in ihre Kittelschürze hineingealtert ist. In ihre Stützstrümpfe, die mir so eng und lustfeinlich vorkamen wie ihr ganzes Leben.
MARIANNE
Für Johanna ist es schon eine
kaum zu bewältigende Herausforderung,
in ihrem eigenen Leben anzukommen -
es muss nicht auch noch das Leben ihres Vaters sein.
ELLEN
Es geht um Deutungshoheit. Erzählt der alte Mensch dich oder erzählts du den alten Menschen.
MARIANNE
Es sind nicht nur die verrückten Ideen von sich selbst, die einen ins Abseits katapultieren können. Die verrückten Ideen von anderen Menschen, sind auch gut geeignet. Mein kleiner Bruder konnte mich auch darum so erfolgreich übers Ohr hauen, weil ich immer noch den niedlichen, verrotzten Hosenscheißer in ihm sehe, der früher so fantastische Papierflieger basteln konnte.
FREDDY
Zwei Erbsen auf ein Brett gepinnt,
das wird nichts, was sich Busen ninnt.
PAULA
ELLENS TOCHTER
Ich bin der Ossi, die Kinderlose, die Dicke ohne Wohnkultur, die quasi noch in ihrer alten Studentenbutze haust. Ich will nicht auch noch eine Schnorrerin sein.
FREDDY
Irgendwie fange ich auf meine alten Tage gerade erst an zu verstehen, was Wünschen bedeutet. Wünschen heißt nicht, sich ein paar Kleinigkeiten erbeten. Wünschen heißt nicht hoffen. Wünschen ist größer. Mutiger. Fordernder.
FREDDY
Klaus ist ein alter Mann. Und jetzt riecht er auch noch so: Kohlrabi.
LUISE
Mareks Geruch hat etwas Narkotisierendes, ich könnte also behaupten, ich tue all das hier nicht bei vollem Bewusstsein. Doch ich gehöre leider nicht zu den Menschen, die sich ihr Leben mit selbstgekritzelten Ablasszetteln austapezieren. Normalerweise bin ich es, die sie von der Wand reißt.
ELLEN
Allein wegen meiner ungehörigen Körperfülle unterstellen mir viele Mitmenschen eine Mitschuld an der Misere meines Vaters. Ich habe das Geld verfressen, anstatt meinen armen Vater das Glück seines Lebensabends zu gönnen.
FREDDY
Ich bin die uralte Morla in tiefschürfendem Selbstgespräch – und die uralte Morla hat keinen Sex.
FREDDY
Sybille Hein schildert die Lebensinventur dieser Mittelschichtsfrauen witzig, klug, einfühlsam und etwas wehmütig.
„Eure Leben, lebt sie alle“ verneigt sich vor den Menschen, die einen ein ganzes Leben lang begleiten. Und vor den Frauen, die nicht einfach still verschwinden wollen.
Presse am Sonntag, Wien
Noch nie bin ich so beschwingt durch einen Text geflogen, der mit einer Beerdigung beginnt, ... selbst böse Beobachtungen, serviert Sybille so warmherzig.
EMOTION
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»Dieses Buch hat mich aus einer echten Lesedepression befreit.«
Gritt Leoff, Buchhändlerin Bodenheim
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»Sybille Hein tröstet mit Wahrhaftigkeit «
Der Roman von Sybille Hein fängt locker gesponnen an. In angenehmer Weise lädt dieser Text zum Abschweifen in eigene Gedanken ein. Als Komplizin oder geradezu Geheimnisträgerin kehrt man dann zurück zu den Alltagsnöten, Geständnissen und Sorgen der Frauen, aus deren Sicht hier erzählt wird. Manches wirkt in der mit scharfem Witz und Überdrehungen gewürzten Sprache wie von Figuren auf einer Kabarettbühne gesprochen. Humor zur Stärkung der Widerstandskräfte war schon immer ein bewährtes Mittel.
Wer gerade etwas zum Lesen sucht, das bei aller Wahrhaftigkeit der Darstellung, trösten und aufmuntern kann, ist bei Sybille Hein gut aufgehoben.
Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur
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Interview, Deutschlandradio
https://srv.deutschlandradio.de/dlf-audiothek-audio-teilen.3265.de.html?mdm:audio_id=dira_DRK_0075c68e
Interview, RBB- Berlin
https://www.rbb-online.de/rbbkultur/radio/programm/schema/sendungen/der_tag/archiv/20220131_1600/gast_im_studio_1710.html
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